Wie gehe ich mit einem distanzierten Partner um? Was ist eine gute Kommunikation in der Beziehung? Wie kann ich streiten und zu einer Lösung kommen? Was muss ich bei Kritik und Ratschlägen beachten? Wie verschaffe ich mir Respekt bei meinem Partner? Mit den folgenden 14 Beziehungstipps kannst du deine Partnerschaft nachhaltig verbessern.
ARTIKEL-INHALT
- Tipp 1: Respektiere, dass dein Partner von dir verschieden ist
- Tipp 2: Lege den Fokus auf die positiven Seiten deines Partners
- Tipp 3: Sei großzügig mit Lob und Wertschätzung
- Tipp 4: Die positiven Interaktionen mit deinem Partner sollten überwiegen
- Tipp 5: Rede in der "Ich- Form"
- Tipp 6: Übe Kritik, aber richtig!
- Tipp 7: Halte dich mit ungebetenen Ratschlägen zurück
- Tipp 8: Höre aufmerksam zu
- Tipp 9: Nähe lässt sich nicht erzwingen
- Tipp 10: Sei respektvoll und fordere Respekt ein
- Tipp 11: Richtig streiten
- Tipp 12: Gemeinsame Ziele verfolgen
- Tipp 13: Gemeinsame Rituale schaffen
- Tipp 14: Änderst du dein Verhalten, ändert sich deine Beziehung
Tipp 1: Respektiere, dass dein Partner von dir verschieden ist
Menschen sind Individuen. Es ist nicht möglich, dass unser Partner alle unsere Ansichten teilt, sich in bestimmten Situationen genau wie wir verhält oder Dinge so tut, wie wir es tun würden. Es gibt in Beziehungen Partner, die diese Erkenntnis sehr schmerzt. Sie bezweifeln mitunter, dass ihr Partner der Richtige ist. Vor allem aber verwechseln sie Gleichheit mit Nähe. Sicher gibt es Paare, die häufiger einer Meinung sind als Andere, aber eine völlige Gleichschaltung ist schlicht unmöglich.
Wir alle glauben nur zu gern, dass wir selbst die Wahrheit gepachtet hätten. Unser Partner ist nur nicht in der Lage, diese zu erkennen. Doch Fakt ist, dass jeder von uns die Realität durch einen Filter betrachtet. Wie unser persönlicher Filter gebaut ist, hängt von unserer sozialen Herkunft, unserer Familiengeschichte, unserem Geschlecht, unseren Erbanlagen sowie unserem kulturellen Hintergrund ab. Über die Wahrheit gibt es so viele Ansichten, wie Menschen, die diese vertreten.
Die Verschiedenheit unseres Partners zu respektieren, bedeutet nicht, dass wir jegliches Verhalten unseres Partners akzeptieren müssen. Das müssen wir ganz und gar nicht. Es bedeutet, dass es in unserer Beziehung nicht darum geht, wer bestimmte Dinge richtig oder falsch macht, wessen Meinung akzeptabel oder inakzeptabel ist oder wer generell Recht hat.
Tipp 2: Lege den Fokus auf die positiven Seiten deines Partners
Wenn wir unseren Partner kennenlernen und umwerben, sehen wir fast nur dessen positive Seiten. Die negativen Eigenschaften blenden wir zu diesem Zeitpunkt aus. Die Facetten, die unseren Partner von uns selbst unterscheiden, finden wir anfangs eher reizvoll und interessant. Diese Perspektive behalten wir während der ersten Phase der Verliebtheit bei. Es ist die Zeit der "rosaroten Brille", in der wir förmlich auf Wolken schweben. Mutter Natur hat das wohl so eingerichtet, damit wir uns fleißig fortpflanzen und unsere Art erhalten.
Nach ungefähr sieben bis neun Monaten ändert sich diese Perspektive jedoch bei nahezu allen Paaren schleichend. Die positiven Eigenschaften unseres Partners rücken mehr und mehr in den Hintergrund, die Negativen mehr in den Vordergrund. Und schlimmer noch: Was wir anfangs an unserem Partner spannend und interessant fanden, beginnt uns immer mehr zu stören. Das Ergebnis ist häufig, dass wir an unserem Partner herumnörgeln, ihn bevormunden, herumkommandieren und ständig kritisieren. Dieses Verhalten ist natürlich Gift für jede Partnerschaft. Paar- Therapeuten wissen: Die Gründe für Trennungen sind fast immer die gleichen wie für das Zusammenkommen von Paaren!
Es ist deshalb einer der wichtigen Beziehungstipps, dass wir uns die positiven Seiten unseres Partners immer wieder vergegenwärtigen. Manchmal wollen uns partout keine positiven Eigenschaften einfallen, weil wir die Perspektive völlig verloren haben. Da wir Menschen aber vielschichtige Wesen sind, hat jeder seine Stärken und guten Seiten. Selbst dann, wenn er sich uns gegenüber nicht besonders freundlich verhält. Manchmal müssen wir nur etwas danach suchen.
Tipp 3: Sei großzügig mit Lob und Wertschätzung
Dass Kinder gelobt werden sollten, wenn ihnen etwas gut gelingt, ist uns allen klar. Auch im Berufsleben hat Lob und Wertschätzung durch Kollegen oder Vorgesetzte nachweislich positive Auswirkungen auf unsere Leistungsfähigkeit und unsere Leistungsbereitschaft. Nur gegenüber unserem Partner vergessen wir doch sehr gerne, von Zeit zu Zeit ein Lob auszusprechen und unsere Wertschätzung auszudrücken.
Wenn wir die guten Seiten unseres Partners vor Augen haben, dann sollten wir dies auch immer wieder kommunizieren. Eine Aussage wie: „Du bist wirklich der Beste!“, ist für den Anfang schon gut. Besser ist es jedoch, wenn wir unserem Partner exakt sagen, was uns an ihm gefällt. Zum Beispiel:
“Ich fand das richtig toll, wie beharrlich und besonnen du gegenüber dem Autohändler geblieben bist, der die Reparatur nicht als Garantieleistung ausführen wollte. So haben wir keine zusätzlichen Kosten mit dem Auto!”
Eine derartige Aussage zeigt unserem Partner, dass er positive Eigenschaften hat, die wir wertschätzen. Er fühlt, dass wir ihn wahrnehmen, achten und dass er uns wichtig ist. Wenn wir dies einige Wochen tun, werden wir mit einiger Wahrscheinlichkeit erleben, wie unser Partner auch uns gegenüber wieder mehr Lob und Wertschätzung zum Ausdruck bringt. Tut er es nicht, sollten wir uns nicht scheuen, dies einzufordern. Das mag uns etwas seltsam vorkommen, aber wir können ruhig zum Ausdruck bringen, dass uns die Wertschätzung sowie das Gefühl, für unseren Partner wichtig zu sein, einfach fehlt.
Tipp 4: Die positiven Interaktionen mit deinem Partner sollten überwiegen
Uns allen passiert es im Beziehungsalltag, dass wir unseren Partner kritisieren, einen unnötigen Streit vom Zaun brechen, ihn anschreien, verurteilen, abwerten oder sogar beleidigen. All dies sind negative Interaktionen. Dem gegenüber sollten positive Interaktionen immer häufiger vorkommen als negative Interaktionen. Positive Interaktionen sind zum Beispiel:
- sich entschuldigen
- einen Fehler zugeben
- ein Kompliment machen
- seine Anerkennung und Wertschätzung ausdrücken
- ein Lob aussprechen
- den Partner überraschen
- gemeinsame Freizeitaktivitäten
- ein romantisches Essen bei Kerzenschein
- den Partner verwöhnen
- den Partner umarmen und küssen
- ein Geschenk machen
Der Grund dafür ist, dass wir negative Erfahrungen stärker im Gedächtnis behalten als Positive. Das bedeutet, wenn wir unseren Partner beispielsweise beleidigt haben, können wir dies mit einer einfachen Entschuldigung nicht wieder gutmachen. Der amerikanische Psychologe Dr. John Gottman erforschte jahrzehntelang die Stabilität von Paarbeziehungen. Er fand heraus, dass fünf positive Interaktionen mit unserem Partner genau eine negative Interaktion kompensiert. Dieses 5:1 Verhältnis wird als "Gottman Konstante" bezeichnet. Glückliche und mit ihrer Partnerschaft langfristig zufriedene Paare interagieren in diesem Verhältnis oftmals intuitiv miteinander. Natürlich ist es nicht immer möglich, dieses Verhältnis exakt einzuhalten. Wichtig ist aber, dass die positiven Interaktionen langfristig deutlich überwiegen. Achte einige Wochen bewusst darauf!
Tipp 5: Rede in der "Ich- Form"
Geht es in unserer Partnerschaft um Wünsche, Bedürfnisse, Kritik oder Konflikte, sollten wir möglichst in der "Ich- Form" mit unserem Partner reden. Gebrauchen wir die Ich- Form, bringen wir unsere Überzeugungen und Gefühle zum Ausdruck, ohne unseren Partner anzugreifen und zu werten. Unser Fokus liegt dabei auf uns selbst. Unser Partner kann uns so viel besser verstehen und sich auf uns beziehen. Reden in der Ich- Form erspart uns so manchen sinnlosen Streit. Eine Bitte können wir natürlich in der Du- Form anfügen.
Beispiele für die Ich- Form
- „Ich würde gerne nächstes Jahr im Urlaub an's Meer fahren! Ich finde die Berge langsam nicht mehr so reizvoll.“
- „Ich bekomme Angst bei diesem Tempo! Würdest du bitte etwas langsamer fahren?“
- „Ich schaffe es immer nur sehr knapp, die Kinder von der Schule abzuholen! Das stresst mich total! Könntest du das nicht übernehmen?“
Die Kommunikation in der Du- Form birgt hingegen sehr viel Streit- Potential, wenn wir nicht gerade Lob und Anerkennung zum Ausdruck bringen wollen oder eine Bitte äußern. In der Du- Form greifen wir unseren Partner häufig an, wollen ihm Schuld zuweisen, ihm Vorwürfe machen, ihn abwerten, bevormunden oder beleidigen.
Beispiele für die Du- Form
- „Willst du im nächsten Urlaub schon wieder in die Berge? Meckern wie eine Bergziege kannst du doch schon!“
- „Du fährst zu schnell! Willst du uns umbringen?“
- „Du kannst die Kinder auch von der Schule abholen! Oder glaubst du, das ist alleine mein Job?“
Auch bei der Ich- Form macht der Ton die Musik
In der Regel kommen wir in unserer Beziehung schneller und mit weniger Streit an's Ziel. Jede Aussage in der Du- Form lässt sich in die Ich- Form umwandeln. Doch auch, wenn wir in der Ich- Form kommunizieren, sollten wir uns um einen ruhigen und freundlichen Ton bemühen. Bringen wir unsere Aussagen gereizt oder gar aggressiv hervor, wird die Wirkung weitaus geringer sein oder ganz ausbleiben.
Keine Aussagen in der "Pseudo- Ich- Form"
Die Pseudo- Ich- Form enthält versteckte Du- Botschaften! Dabei beginnen wir häufig mit der Ich- Form, wollen aber tatsächlich gegenüber unserem Partner eine destruktiven Du- Aussage machen! Aussagen in der Pseudo- Ich- Form haben den gleichen Effekt wie die reine Du- Form: Sie greifen unseren Partner an und er/sie wird sich nur verteidigen, rechtfertigen, die Schuld zurück weisen, gekränkt sein und so weiter. Dazu einige Beispiele:
- „Ich denke, das Problem ist, dass du so egoistisch bist!“
- „Ich bin so frustriert, weil du dich überhaupt nicht um unsere Beziehung bemühst!“
- „Ich hätte gerne etwas mehr Zeit für mich, aber du hältst es ja nicht für nötig, auch mal die leidige Hausarbeit zu übernehmen!“
Übung macht den Meister
Es gibt Menschen, die äußern ihre Wünsche, ihre Bedürfnisse oder ihre Kritik gegenüber ihrem Partner in der Ich- Form, ohne darüber nachdenken zu müssen. Die meisten Menschen tun dies allerdings nicht. Es ist daher empfehlenswert und einer der besten Beziehungstipps überhaupt, das Reden in der Ich- Form zu üben! Du wirst feststellen, dass es gar nicht so einfach ist. Aber es ist sehr lohnenswert, sich immer wieder um diese Form der Kommunikation zu bemühen. Wenn deine Beziehung durch schlechte Kommunikation belastet ist, solltest du gemeinsam mit deinem Partner auch regelmäßige Zwiegespräche in Erwägung ziehen. In Zwiegesprächen ist die das Reden in der Ich- Form ein zentraler Bestandteil.
Tipp 6: Übe Kritik, aber richtig!
Niemand wird gerne kritisiert. Kritik ist jedoch in einer Partnerschaft sehr wichtig, ja unabdingbar. Wenn wir bestimmte Verhaltensweisen unseres Partners immer hinnehmen, obwohl sie uns missfallen, werden wir uns zunehmend über unseren Partner ärgern. Anders herum sieht unser Partner keine Notwendigkeit, etwas an seinem Verhalten zu ändern. Oftmals ist es ihm/ihr nicht einmal klar, welches Verhalten in uns negative Gefühle auslöst. Kritik richtig zu üben, gehört deshalb ebenfalls zu den wichtigen Beziehungstipps.
Allerdings sollten wir mit Kritik sehr sparsam und mit Bedacht umgehen. Keinesfalls sollten wir bei jeder Kleinigkeit Kritik am Verhalten unseres Partners üben, sondern nur dann, wenn uns eine Verhaltensänderung wirklich wichtig ist. Viele Paare kommen irgendwann an einen Punkt in der Partnerschaft, an dem Beide denken, dass nur das Verhalten des Partners an ihren Beziehungsproblemen schuld ist. Und wenn der Partner nur sein Verhalten ändern würde, gäbe es folglich kein Problem mehr. Wir laufen dann Gefahr, dass Kritisieren zur Gewohnheit wird oder schon geworden ist. Das Problem dabei ist: Ein Partner, der sich mehr kritisiert als akzeptiert und geliebt fühlt, wird sich früher oder später unglücklich zurückziehen und distanzieren. Schlimmstenfalls wird er sich trennen. Wir sollten Kritik deshalb nur sparsam und mit Bedacht so üben, dass unser Partner sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlt.
Kritik sollte stets konstruktiv sein
Konstruktiv Kritik üben bedeutet, dass wir unserem Partner dabei helfen, etwas besser zu machen oder sich persönlich weiter entwickeln zu können. Idealerweise formulieren wir konstruktive Kritik in der "Ich-Form" und vermeiden die "Du- Form", damit sich unser Partner nicht unnötig angegriffen fühlt. Sonst wird sich unser Partner nur verteidigen statt Einsicht zu zeigen und wir landen in einem Schlagabtausch! Sagen wir unserem Partner zunächst, was oder welches Verhalten wir an ihm/ihr gut finden, bevor wir zu unserem Kritik- Punkt kommen, fällt es ihm/ihr häufig leichter, unsere Kritik anzunehmen. Wenn wir unserer Kritik ein Lob voraus schicken, bekommt unser Partner nicht so schnell das Gefühl, dass er/sie als Person kritisiert wird oder wir nur auf ihm/ihr herum hacken wollen. Konstruktive Kritik richtet sich immer gegen ein bestimmtes Verhalten und nicht gegen die Person selber. Sie kennt auch keine Generalisierungen wie: „Immer tust du dies!“ oder „Nie machst du das!“ Da Generalisierungen fast nie der Wahrheit entsprechen, lösen sie in unserem Partner nur das Gefühl aus, ungerecht behandelt zu werden. Destruktive Kritik dient im Gegenteil nur dazu, unseren Partner zu tadeln, abzuwerten oder ihn gar zu verletzen. Dazu einige Beispiele:
Destruktive Kritik | Konstruktive Kritik |
„Immer gibst du so viel Geld für unnütze Dinge aus! Kein Wunder, dass wir uns nie einen schönen Urlaub leisten können!“ | „Ich würde gerne nächstes Jahr im Urlaub nach .... fahren. Dafür müssten wir jeden Monat ... Euro sparen. Ich fände es toll, wenn die Ausgaben für deine Hobbys .... Euro monatlich nicht überschreiten würden. Dann können wir dieses Ziel bequem erreichen! Was hältst du davon?“ |
„Nie machst du etwas im Haushalt, das bleibt immer alles an mir hängen. Hauptsache, der Herr hat es schön bequem.“ | „Ich wünsche mir, dass du das Staubsaugen und die Müllentsorgung regelmäßig übernimmst! Ich weiß, du hast einen anstrengenden Job. Ich arbeite aber auch und die viele Haushaltsarbeit dazu belastet mich wirklich sehr!“ |
„Warum nimmst du schon wieder das stumpfe Messer zum Brot schneiden? Merkst du nicht, dass du das Brot mehr reißt als schneidest? Meine Güte, du bekommst es wirklich nicht mal hin, eine Scheibe Brot richtig abzuschneiden!“ | „Ich fände es besser, wenn du das Messer mit dem roten Griff zum Brot schneiden benutzt. Das hat einen scharfen Wellenschliff und die Scheiben sind schön sauber geschnitten!“ |
Wie dein Partner auf Kritik reagiert, kannst du nicht beeinflussen
Auch, wenn wir uns noch so viel Mühe geben, unseren Partner konstruktiv und schonend zu kritisieren, haben wir letztlich dennoch keinen Einfluss darauf, wie unsere Kritik aufgenommen wird. Dass kritisierte Menschen sich meist verteidigen, ist vollkommen normal. Je nachdem, wie gut oder schlecht unser Partner mit Kritik umgehen kann, sollten wir mit Reaktionen wie:
- sofortige Gegenkritik als Angriff
- Ablehnung unserer Person
- Rechtfertigungen
- Beleidigt sein
- Betrübt oder gar deprimiert sein
rechnen. Dennoch sollten wir gerechtfertigte und konstruktive Kritik üben, um etwas zum besseren ändern zu können.
Tipp 7: Halte dich mit ungebetenen Ratschlägen zurück
Warum sollten wir uns mit ungebetenen Ratschlägen zurück halten? Wir sind doch nur hilfsbereit, wenn wir unserem Partner erklären, wie etwas besser gehen würde. Zumal wir ja wissen, wie etwas funktioniert und somit natürlich recht haben. Wenn unser Partner in einer bestimmten Sache um unseren Rat bittet oder wir aus Erfahrung wissen, dass er/sie unseren Rat schätzt, sind Ratschläge kein Problem. Vorausgesetzt, wir können selber auch Ratschläge annehmen und diese nicht nur erteilen.
Geben wir allein unserem Partner jedoch ständig Ratschläge, wollen wir eigentlich nur, dass er/sie die Dinge auf unsere eigene "richtige" Art tut. Unter diesem Umstand gerät die Balance in der Beziehung empfindlich aus dem Gleichgewicht, da wir unbemerkt eigentlich stetig Kritik an unserem Partner üben. Allerdings geht es in einer Beziehung nicht vor allem darum, dass unser Partner die Dinge so regelt, wie wir selbst es für richtig erachten. Vielmehr sollten wir unserem Partner den Raum für Fehler zugestehen, damit er/sie daraus lernen und sich weiterentwickeln kann.
Tipp 8: Höre aufmerksam zu
Aus irgendwelchen Gründen fällt uns reden leichter als zuhören. Zumindest in unserer Paar- Beziehung (Freunden und Kollegen hören wir oft bereitwilliger zu). Vielleicht denken wir einfach, dass reden wichtiger ist, da wir durch reden mehr Einfluss nehmen können. Vielleicht haben wir Angst, bestimmte Dinge zu hören oder dass unser Partner immer wieder die "gleiche Leier" herunter spult . Wie auch immer: Unserem Partner aufmerksam zuhören ist genau so wichtig wie selber reden. Ein Partner, dem wir immer wieder aufmerksam zuhören, fühlt sich von uns wahrgenommen und verstanden. Wir zeigen unserem Partner eine starke emotionale Präsenz und signalisieren: Jetzt bin ich nur für dich da! Zuhören schafft Nähe und Verbundenheit.
Zuhören bei Meinungsverschiedenheiten
Gerade bei Meinungsverschiedenheiten fällt uns zuhören häufig schwer, da unser Bedürfnis, uns mitzuteilen und dadurch selber gehört und verstanden zu werden, größer ist, als unserem Partner zuzuhören. Wir geraten dann in eine gewisse Abwehrhaltung. Einer fruchtbaren Kommunikation zuliebe sollten wir diese Abwehrhaltung jedoch besser aufgeben und unserem Partner aufmerksam zuhören. Was wir selber sagen wollen, können wir auch noch später loswerden. Das bedeutet:
- Wir lassen unseren Partner ausreden und fallen ihm/ihr nicht ins Wort
- Wir fragen nach, wenn wir etwas nicht richtig verstehen
- Wir unterlassen Anmerkungen und Statements
Zuhören bei persönlichen Problemen unseres Partners
Möchte unser Partner über ein persönliches Problem reden, neigen wir gerne zu zwei Verhaltensweisen:
- Wir möchten Lösungen für unseren Partner finden
- Wir meinen zu wissen, wie sich unser Partner fühlt
Lösungsvorschläge sind in dieser Situation gut gemeint, aber fehl am Platz. Es sei denn, unser Partner bittet uns darum. Vor allem Männer, die sehr lösungsorientiert denken, haben schnell Lösungen für ein Problem ihrer Partnerin zur Hand, die gar nicht gefragt sind. Sie tun dies mit besten Absichten, denn der Logik nach geht es ihrer Partnerin wieder besser, wenn ihr Problem gelöst ist. Der mitteilenden Partnerin geht es jedoch vielmehr darum, sich das "Problem" von der Seele reden zu können und Gehör zu finden. Lösungsvorschläge blockieren das Zuhören und können das Gefühl vermitteln, in der Beziehung nicht wahrgenommen zu werden und isoliert zu sein. Wenn du das nächste Mal ohne eine konkrete Bitte Lösungsvorschläge unterbreiten möchtest, solltest du dies bedenken. Mach dir bewusst, dass nicht jedes Problem sofort gelöst werden muss. Hast du wirklich eine gute Idee, wie ein Problem aus der Welt zu schaffen sein könnte, kannst du dies auch noch im zweiten oder dritten Gespräch zu dieser Problematik vorschlagen. Ideal wäre es allerdings, wenn wir unserem Partner den Raum lassen, sein Problem alleine lösen zu können.
Wir hegen meist den Wunsch, die Situation unseres Partners vollkommen nachvollziehen zu können, wenn er uns seine Geschichte erzählt. Wir sagen dann etwas wie:
„Ich weiß genau, wie du dich fühlst! Bei mir war das damals ähnlich.“
Nein, wissen wir nicht. Wir können es gar nicht wissen, dazu ist jede persönliche Situation viel zu komplex. Selbst wenn die Situation unseres Partners einer von uns selbst erlebten Situation stark ähnelt, wird er diese anders beurteilen und andere Gefühle entwickeln als wir selbst. Wenn wir unserem Partner erzählen, dass wir genau wüssten, wie er sich fühlt, wird er sich eher im Stich gelassen fühlen. Zudem ziehen wir mit einer solchen Aussage die Aufmerksamkeit auf uns selber und drängen das Problem unseres Partners in den Hintergrund. Wie sich unser Partner mit einem bestimmten Problem wirklich fühlt, können wir bestenfalls ahnen. Besser ist eine Reaktion wie:
„Ich kann nicht genau nachvollziehen, wie du dich fühlst. Was du erzählst, klingt für mich schlimm. Ich möchte, dass du weißt, dass ich für dich da bin. Wenn es etwas gibt, das ich für dich tun kann, dann sag es mir bitte! “
Eine Aussage dieser Art wird der speziellen Situation unseres Partners gerecht und gibt ihm die Gewissheit, dass er nicht alleine mit seinem Problem da steht. Aufmerksam zuhören ist eines der größten Geschenke, die du deinem Partner machen kannst und ein echter Liebesbeweis! Aufmerksam zuhören ist deshalb auch einer der besten Beziehungstipps, die man geben kann.
Ich kann diese Leier nicht mehr hören
Nehmen wir einmal an, unser Partner hat ein Problem mit seinem Kollegen. Wieder und wieder und wieder schildert er uns seine nervige Situation am Arbeitsplatz. Nachdem wir uns seine Geschichte nun zum achten mal angehört haben, werden wir des Themas überdrüssig. Vielleicht beginnen wir, diesem Gespräch auszuweichen. Vielleicht sagen wir unserem Partner aber auch, dass wir diese Story nicht mehr hören können. Vielleicht geben wir auch den "guten" Ratschlag, endlich was gegen diese unhaltbare Situation mit dem Kollegen zu unternehmen. Gut ankommen wird nichts davon. Wir können unseren Partner aber auch konkret ein- zwei mal nach seinem Problem fragen:
„Hallo Schatz, war es heute wieder so schlimm mit deinem Kollegen?“
Auch wenn dir diese Vorstellung jetzt unerträglich scheint und du Angst hast, die Büchse der Pandora zu öffnen: Frage genau nach dem, was du eigentlich nicht hören willst. Frage auch nach Einzelheiten. Du wirst sehen, dass das Bedürfnis deines Partners, immer wieder über seine problematische Situation reden zu wollen, deutlich abnehmen wird!
Tipp 9: Nähe lässt sich nicht erzwingen
Zu Beginn unserer Beziehung sind unterschiedliche Bedürfnisse nach Nähe und Distanz kein Thema. Wir könnten rund die Uhr mit unserem Partner zusammen sein und alles mit ihm gemeinsam unternehmen und teilen. Doch nach Ende der ersten Verliebtheitsphase wird den meisten Paaren langsam klar, dass ein Partner mehr Nähe und der Andere mehr Distanz möchte. Dieses Ungleichgewicht ist ein zentraler Konflikt in vielen Beziehungen, unter dem vor allem derjenige Partner, der mehr Nähe sucht, leidet. Dabei wählen wir oftmals unbewusst sogar einen Partner, dessen Nähe- Bedürfnis von unserem grundlegend verschieden ist: Jemand, der Probleme hat, vertrauensvoll Nähe zuzulassen, hat meist Angst um seine Unabhängigkeit und legt entsprechend viel Wert auf diese. Er ist in Beziehungen meist distanzierter, hat aber eine Vorliebe für Partner, die schnell vertrauen und sich einlassen können. Umgekehrt finden Menschen, die ein starkes Bedürfnis nach Nähe und engen Beziehungen haben, unabhängige und selbstständige Partner anziehend. Der Grund dafür ist, dass unser Partner häufig den Teil von uns ergänzen soll, der uns unserer eigenen Meinung nach fehlt! Im Extremfall hat ein "Klammerer" einen Partner mit Bindungsangst. Was uns anfangs attraktiv erscheint, sorgt im Verlauf der Beziehung jedoch häufig für Zündstoff.
Das Bedürfnis nach Nähe und Distanz ist in bestimmten Situationen verschieden
Unser Bedürfnis nach Nähe oder Distanz wird auch von Faktoren wie Stress, Ärger und Ängsten beeinflusst. Wenn wir krank sind, möchten wir vielleicht in Ruhe gelassen werden. Ist unser Partner krank, möchte er/sie dagegen umsorgt werden. Haben wir Stress im Job, suchen wir vielleicht stärker die Nähe unseres Partners, der in der gleichen Situation jedoch eher den Wunsch nach Abstand und allein sein hegt. Stecken wir als Paar in einer finanziellen Krise, kann es ebenso sein, dass wir verstärkt Redebedarf haben, unser Partner jedoch eher den Rückzug sucht, um alleine eine Lösungsstrategie zu entwickeln. Wir sollten diese unterschiedlichen Bedürfnisse immer berücksichtigen.
Versuche nicht, deinen Partner zu ändern
Wenn wir mit einem Partner zusammen leben, der sich aus unserer Sicht häufig zu distanziert verhält, neigen wir dazu, ihn zu bedrängen, um unser Bedürfnis nach Nähe zu befriedigen. Das Ergebnis ist in der Regel, dass sich unser Partner nur noch mehr distanziert. Wir fühlen uns zurückgewiesen und werten die Distanz unseres Partners mitunter als Ablehnung unserer Person. Vielleicht machen wir uns auch Sorgen um unsere Beziehung, weil wir den Wunsch nach Freiraum als Zeichen einer drohenden Beziehungskrise verstehen. Dauernde Distanz eines Partners kann auf eine Beziehungskrise hindeuten, muss es aber nicht! Bedrängen und sich distanzieren sind zwei Verhaltensmuster, die weder gut noch schlecht, weder richtig noch falsch sind. Sie bedingen sich gegenseitig und sind völlig normal. Nur hilft uns diese Erkenntnis nicht weiter, wenn wir uns generell nach mehr Nähe sehnen. Es hilft uns ebenso wenig, von unserem Partner einzufordern, er/sie möge sich mehr öffnen. Auch die Kritik, er/sie könne nicht mit seinen/ihren Gefühlen umgehen und keine Nähe ertragen, ist wenig hilfreich. Die häufige Reaktion, uns hinter eine Mauer eisiger und abweisender Kälte zurück zu ziehen, wenn unser Partner auf unsere Bemühungen nach mehr Nähe mit noch mehr Distanz reagiert, führt ebenfalls zu nichts positivem. Nähe lässt sich einfach nicht erzwingen!
Was also tun? Haben wir vielleicht gar den falschen Partner gewählt und sollten uns besser trennen, wenn unser Bedürfnis nach mehr Nähe immer nur unbefriedigend erfüllt wird? Nein, eine Trennung sollte nur der allerletzte Ausweg sein! Es gibt kaum eine Beziehung, in der beide Partner ziemlich die gleichen Vorstellungen und Bedürfnisse nach Nähe und Distanz haben. Wenn wir mehr Nähe von unserem Partner möchten, müssen wir zunächst akzeptieren, dass unser Partner bei diesem Thema anders tickt als wir selbst. Wir können unseren Partner nicht ändern! Genauso wenig, wie wir aus einer Katze einen Hund machen können. Jedoch können wir unser eigenes Verhalten ändern, um die Nähe- Distanz- Balance zu Gunsten von mehr Nähe zu verschieben. Dafür müssen wir unseren "Verfolgungsmodus" aufgeben, in dem wir uns immer dann befinden, wenn sich unser Partner durch unseren Wunsch nach mehr Nähe bedrängt fühlt. Typischerweise ist das der Fall wenn:
- wir ständig räumliche Nähe zu unserem Partners suchen
- wir viel häufiger als unser Partner körperliche Nähe suchen
- wir darauf drängen oder einfordern, dass sich unser Partner emotional mitteilt
- wir unseren Partner für seine Distanz kritisieren
- wir ständig Dinge ausdiskutieren wollen
Wir sollten uns mit diesen Verhaltensweisen mehr zurücknehmen, denn ein bedrängter Partner zieht sich nur noch stärker zurück. Lassen wir unserem Partner hingegen mehr Raum, wird er am ehesten von sich aus auf uns zu kommen. Tritt dies ein, können wir ihn ruhig ermutigen, mehr von sich zu erzählen. Ermutigen, nicht bedrängen! Männern fällt es übrigens ungleich schwerer, ihr Gefühlsleben mitzuteilen. Dies liegt weniger an mangelnder männlicher Bereitschaft, sondern vielmehr an den Kommunikationszellen in unserem Hirn. Frauen haben im Gegensatz zu Männern sehr viel mehr dieser für Emotionen zuständigen Zellen. Geht es darum, Gefühle verbal auszudrücken, sind Männer schon physisch benachteiligt.
Wenn es uns schwerfällt, unseren Partner nicht in der beschriebenen Form zu bedrängen, ist es sehr hilfreich, unseren Fokus mehr auf uns selbst zu richten. Durch Unternehmungen mit Freunden ohne Partner, eigene Hobbys oder neue berufliche Herausforderungen schaffen wir unsererseits mehr Distanz zu unserem Partner. In den meisten Fällen wird unser Partner dadurch (wieder) mehr Nähe wünschen und sich annähern. Bleibt er/sie jedoch weiterhin völlig distanziert, sollten wir unsere Beziehung auf den Prüfstand stellen.
Tipp 10: Sei respektvoll und fordere Respekt ein
Hin und wieder passiert es, dass wir unseren Partner respektlos behandeln oder gar beleidigen. Dies geschieht meist, wenn wir selber schlecht gelaunt sind, mit unserem Partner streiten oder unter großem Stress stehen. Wird uns unser Verhalten bewusst und wir tragen durch positive Interaktionen zur Wiedergutmachung bei, ist ein gelegentlicher Ausrutscher in der Regel kein Problem. In Partnerschaften mit vielen ungelösten Konflikten und endlosen Streitereien kann sich respektloser Umgang jedoch zu einem festen Verhaltensmuster entwickeln. Häufige Respektlosigkeit ist Gift für die Beziehung. Wenn wir zu respektlosem Verhalten neigen, sollten wir unseren Partner in einem passenden Moment bitten, bei wiederholter Respektlosigkeit das Gespräch zu beenden und uns auf unser Verhalten hinzuweisen.
Umgekehrt sollten wir einen respektvollen Umgang mit uns selbst einfordern, wenn unser Partner uns wie den größten Versager oder den letzten Trottel behandelt. Wir sollten die Kommunikation in dieser Situation sofort abbrechen und unseren Partner darauf hinweisen, dass wir erst wieder mit ihm/ihr reden werden, wenn der nötige Respekt geboten ist. Wenn es nicht anders geht, sollten wir auch den Raum oder die Wohnung verlassen.
Tipp 11: Richtig streiten
Eine Beziehung ohne Streit gibt es kaum und gelegentliche Streits sind völlig normal. Streit ist aber auch ein zweischneidiges Schwert. Einerseits ist Streit wichtig, um bestimmte Situationen zu klären, wieder mehr Nähe zu schaffen, aus der Routine des Beziehungsalltags auszubrechen und um uns zu warnen, dass in unserer Beziehung eventuell etwas nicht in Ordnung ist. Andererseits kann vor allem dauerhafter Streit sehr destruktiv sein und die Partnerschaft belasten oder gar zerstören. Richtig streiten (zu lernen) ist ein Gewichtiger unter den Beziehungstipps! Ob Streit konstruktiv oder destruktiv ist, hängt vor allem davon ab, warum wir streiten und wie wir streiten!
Kommt es bei Meinungsverschiedenheiten in der Partnerschaft zum Streit, fällt es uns oft schwer, fair und ruhig zu bleiben. Eine Streitsituation zeichnet sich vor allem durch die emotionale Erregung sowie eine aggressivere Grundhaltung aus. Schnell greifen wir unseren Partner durch Vorwürfe, generelle Kritik, Pauschalisierungen oder einen unangemessenen Tonfall an. Damit ein Streit nicht eskaliert und und zu einem befriedigendem Ergebnis führt, ist es jedoch wichtig, dass wir im Streitgespräch bei uns bleiben. Dass heißt, wir reden in der Ich- Form, unterlassen Vorwürfe, fällen keinen pauschalen Urteile, hören zu und gehen auch Kompromisse ein. Kurzum, wir sollten es unterlassen, unseren Partner anzugreifen und zu verletzen. Andernfalls wir er/sie sich verteidigen oder zu einem Gegenangriff ausholen. Das Resultat wäre ein destruktiver Streit, der in einer Sackgasse endet.
Vereinbare Streitregeln mit deinem Partner
Gelingt in unserer Beziehung ein konstruktiver Streit nur schwer, können wir zusammen mit unserem Partner Streitregeln festlegen. Streitregeln sind sehr hilfreich, um eine fruchtbare Auseinandersetzung zu schaffen, die nicht eskaliert. Verstößt ein Partner gegen eine Regel, macht der Andere ihn/sie darauf aufmerksam. Die Einhaltung der Regeln fällt manchen Streithähnen leichter, wenn sie sich die vereinbarten Regeln gut sichtbar aufhängen. Ein gemeinsames Regelwerk könnte beispielsweise so aussehen:
- Ein Streit wird nur wegen einer bestimmten Sache begonnen.
- Der Gegenstand des Streits muss für mindestens einen Partner wichtig sein.
- Jeder bemüht sich, ruhig zu bleiben. (Schon ab einem Puls von 95 Schlägen pro Minute wird unser Körper in einen Flucht oder Angriffsmodus versetzt, der jede konstruktive Kommunikation zunichte macht)
- Beginnt ein Partner zu schreien, wird der Streit unterbrochen, bis er sich beruhigt hat.
- Kritik, Schuldzuweisungen und Vorwürfe werden unterlassen.
- Auch im Streit bewahren wir Achtung und Respekt vor unserem Partner.
- Wer nicht redet, hört dem Partner zu und lässt ihn ausreden.
- Wir gestehen Fehler ein und entschuldigen uns.
- Wir sind bemüht, Kompromisse zu finden.
- Der Streit wird nicht abgebrochen bis es zu einer Lösung oder Versöhnung gekommen ist.
Dauerhafte Streitereien haben meist andere Hintergründe als wir denken
Häufig stecken hinter wiederholten Streitigkeiten Gründe, die uns oftmals gar nicht bewusst sind: Wenn wir wieder einmal mit unserem Partner streiten, weil er seine Klamotten überall herumliegen lässt, glauben wir, es geht um das Thema Ordnung. Das ist jedoch nur vordergründig der Fall. Tatsächlich streiten wir immer wieder wegen der Unordnung, weil wir der Meinung sind, unser Partner respektiert unseren Wunsch nach Ordnung nicht und bringt uns durch seine Ignoranz Geringschätzung entgegen. Andernfalls würde er seine Sachen ja wegräumen. Wir nehmen die herumliegenden Klamotten persönlich! Nur ist es gar nicht die Absicht unseres Partners, uns Respekt und Wertschätzung zu verweigern. Meist ist ihm Ordnung nur weniger wichtig und all unseren Wünschen im Beziehungsalltag nachzukommen, ist nicht ganz einfach. Die Lösung des Problems könnte darin bestehen, unserem Partner in einem passenden Moment ruhig zu sagen, dass wir uns bei Unordnung sehr unwohl fühlen und durch sein Verhalten den Eindruck bekommen, dass wir ihm nicht wichtig genug sind und uns in der Beziehung nicht respektiert fühlen. So wird unser Partner uns am ehesten verstehen können und bereit sein, sein Verhalten zu ändern. Alternativ könnten wir auch einsehen, dass die herumliegenden Klamotten auf dem geringeren Ordnungssinn unseren Partners beruhen und er uns nicht ärgern möchte. Wenn wir es schaffen, die Unordnung nicht mehr persönlich zu nehmen, können wir die Sachen auch einfach mal wegräumen ohne ärgerlich oder wütend zu werden. Ständiges Herumnörgeln oder Vorwürfe bringen hingegen rein gar nichts, außer fruchtlosen Streitereien, die zu keiner Lösung führen.
Wir streiten mitunter auch mit unserem Partner, um schlichtweg Macht auszuüben. Der Streit dient uns in diesem Fall als Instrument, um ein Interesse durchzusetzen, welches uns eigentlich gar nicht so wichtig ist. Es geht nur darum, die Auseinandersetzung mit unserem Partner zu gewinnen. Machtkämpfe kommen in allen Beziehungen vor. Oft treten sie versteckt auf. Solange wir auch nachgeben können und nicht um jeden Preis "gewinnen" müssen, befindet sich das Kräfteverhältnis im Gleichgewicht und Machtspielchen stellen dann meist kein Problem dar. Will aber ein Partner oder wollen gar beide Partner immer gewinnen, geraten wir in eine Streitspirale, die unsere Beziehung ruinieren kann. Wenn wir dazu tendieren, stets die Oberhand in unserer Beziehung haben zu wollen, sollten wir einmal innehalten und uns fragen, ob es uns wichtiger ist, eine harmonische und liebevolle Partnerschaft zu führen oder Macht zu gewinnen.
Unzufriedenheit in der Partnerschaft führt ebenfalls schnell zu fruchtlosen Streitereien. Statt klar und deutlich unsere Wünsche und Bedürfnisse zu äußern, beginnen wir bei schnell bei teils nichtigen Anlässen zu streiten. Vielleicht möchten wir mehr Aufmerksamkeit, als unser Partner uns schenkt. Dann sehen wir mitunter keinen anderen Weg, als uns die fehlende Aufmerksamkeit zu erstreiten. Hier hilft es uns, wenn wir lernen, unserem Partner freundlich und ohne Vorwürfe zu sagen, was wir uns von ihm und unserer Beziehung wünschen. Nur so hat er/sie überhaupt die Chance, auf unsere Wünsche einzugehen.
Unsere Partnerschaft kann auch generell einen Mangel an Emotionalität aufweisen und wir streiten eigentlich nur, um unserem Partner Gefühle zu entlocken. Lieber nehmen wir negative Gefühlsausbrüche in Kauf, als gar keine Emotionen zu spüren. Eine ähnliche Motivation für Streit kann uns auch Langeweile und Tristesse in der Beziehung liefern. Wir suchen als Folge den Streit, um wieder Reize zu schaffen oder neue Impulse zu setzen. Bei einigen Paaren funktioniert Streit als Beziehungs- Stimulator sogar, bei Anderen eher nicht.
Streit kann weiterhin auch ein Mittel sein, um emotionale Distanz zu schaffen. Wir brauchen zum Beispiel emotionalen Abstand, wenn wir uns in der Beziehung zu eingeengt fühlen, wenn wir Angst vor Nähe haben oder unsere Schuldgefühle bei einem Seitensprung abzuschwächen. Streit kann uns aber auch als Ablenkungsstrategie dienen. Zum Beispiel, wenn wir von persönlichen Problemen ablenken möchten. Durch den Angriff des Partners können wir so vorsorglich den Fokus auf ihn/sie lenken. So werden wir am wenigsten mit unserem eigentlichen Problem konfrontiert.
Wenn wir in unserer Beziehung also häufig streiten, ohne zu einer Lösung zu kommen, sollten wir zuerst überlegen, ob nicht andere Gründe als der Streitanlass ursächlich sind und diese nach Möglichkeit beseitigen. So lassen sich viele überflüssige Streits im Vorfeld vermeiden.
Tipp 12: Gemeinsame Ziele verfolgen
Persönliche Ziele haben wir meist genug. Doch wie sieht es mit den Zielen aus, die wir mit unserem Partner teilen? Als Paar gemeinsame Ziele erreichen zu wollen, bedeutet, "an einem Strang zu ziehen". Gemeinsame Ziele sind eine Art Beziehungskit, wie Untersuchungen ergeben haben. Beziehungen, in denen die Partner gemeinsame Ziele verfolgen, sind stabiler und langlebiger als Beziehungen, in denen keine gemeinsamen Ziele existieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob es die großen Ziele wie ein eigenes Haus, Kinder, eine Existenzgründung, gemeinsames Auswandern oder kleinere Ziele wie der Traumurlaub, ein Tanzkurs oder das Restaurieren eines alten Wohnmobils sind. Wichtig ist nur, dass die Realisierung gemeinsam erfolgt. Bewältigte Aufgaben und Etappenziele fördern das Gefühl zusammen zu gehören und den gemeinsamen Austausch. Erfolgserlebnisse werden mit dem Partner assoziiert. Wir nehmen uns als Partner damit nicht nur als Paar, sondern auch als funktionierendes Team wahr.
Tipp 13: Gemeinsame Rituale schaffen
Job, Haushalt, Kinder und anderweitige Verpflichtungen - unser Alltag ist meist voll gepackt mit Dingen, die erledigt werden wollen und müssen. Zeit sparen wir dann gerne bei der partnerschaftlichen Zweisamkeit ein. Ein Fehler, denn jedes Paar benötigt auch Zeit für sich allein. Gemeinsame wiederkehrende Rituale sind eine sehr gute Möglichkeit, regelmäßig allein mit unserem Partner qualitativ gute Zeit zu verbringen. Rituale stärken die Verbundenheit mit unserem Partner und schaffen Nähe. Allerdings sollten Rituale nicht als lästige Pflichtveranstaltung oder langweiliges Prozedere empfunden werden. Wenn dies bei einem Ritual der Fall ist, hat es ausgedient und wir sollten statt dessen ein neues finden! Alles, was Beiden Spaß macht, können wir zum Ritual machen, zum Beispiel:
- Sonntags gemeinsam kochen
- einmal im Monat ins Kino, Theater, Konzert gehen
- Abends einen Spaziergang (wobei es sich gut reden lässt)
- regelmäßig gemeinsam essen
- einen "Kuschelabend" auf der Couch oder im Bett
Tipp 14: Änderst du dein Verhalten, ändert sich deine Beziehung
Herzlichen Glückwunsch, du hast dich durch alle vorangegangenen Beziehungstipps durchgearbeitet. Vielleicht beschleicht dich nun der Gedanke:
„Diese Beziehungstipps sind ja schön und gut. Aber was nützt mir das alles, wenn nur ich die Tipps beherzige, aber mein Partner nicht?“
Sicher ist es ideal, wenn beide Partner bereit und entschlossen sind, ihre gemeinsame Beziehung zu verbessern. Du hast durch diese Beziehungstipps nun Lust und Ideen, deiner Partnerschaft neue Impulse zu geben. Schlag deinem Partner doch vor, dass ihr beide zusammen eure Beziehung positiver entwickeln könnt. Vielleicht zeigst du ihm/ihr diese Seite einmal. Will dein Partner darauf nicht eingehen, dann beginne alleine, diejenigen Tipps umzusetzen, die für deine Situation am meisten Sinn machen. Denke immer daran: Du kannst keinen anderen Menschen ändern, wenn er dies nicht will! Aber wenn du dein Verhalten änderst, änderst du auch deine Beziehung! Denn deine Veränderungen bewirken auch immer Veränderungen bei deinem Partner. Das ist eine unumstößliche Gesetzmäßigkeit der Paar- Dynamik. Hab also Mut und beginne, etwas zu ändern! Du kannst nur gewinnen.
Kommentare
Beziehung Therapie Hamburg-Winterhude
Danke für die Tipps, wie man seine Beziehung verbessern kann. Meine Eltern sind damals in einer Therapie für ihre Beziehung gegangen, weil sie sich nicht mehr verstanden haben. Für sie hat es Wunder gewirkt.
LG
Tipps in Praxis umsetzen
Top Beitrag! Ich nehme momentan zusammen mit meiner Freundin an einem 33-tägigen Beziehungs-Kurs teil. Auch die hier genannten Tipps sind dort unter anderem ein Thema. Wir schauen uns jeden Tag zusammen ein Video an.
Ein sehr kluger Artikel mit vielen wertvollen Hinweisen. Herzlichen Dank dafür, wir haben ihn mit großem Interesse gelesen. Das Spiel von Nähe und Distanz ist nicht immer ganz einfach zu spielen. Wer das beherrscht - kann eine tolle Beziehung langfristig führen. Bei uns gelingt das recht gut. Wir lassen uns gegenseitig Freiräume und freuen uns dann wieder sehr auf einander, auf eine gemeinsame schöne Zeit mit vielen besonderen Momenten. Die verlieren wir nie aus dem Fokus. Das ist es, was die Gefühle und die Leidenschaft bei uns für einander erhält.
Um die gegenseitige Anziehung für einander aufrecht zu erhalten ist das enorm wichtig. Sobald zu viel Alltag einzieht, jeder nur noch für sich selber mit seinen Pflichten und Aufgaben beschäftigt ist, verlieren wir uns aus den Augen. Wir gehen uns manchmal auch sehr auf die Nerven, wenn wir nur noch aufeinander hängen. Dann wird es einfach Zeit, einander wieder einmal etwas loszulassen. Luft zum Durchatmen brauchen wir alle. Dann ertragen wir uns auch in schwierigen herausfordernden Situationen wieder viel besser.
Auch wir sind nicht 24 Stunden lang ineinander verliebt, aber wir lieben uns und wissen, dass wir aufeinander zählen können. Das gegenseitige Vertrauen ist die Basis und das Fundament in unserer Partnerschaft. Und das erfüllt uns mit großem Glück: Einen Menschen gefunden zu haben, zu dem wir uns sehr hingezogen fühlen und mit dem jeder von uns durch dick und dünn gehen kann.
Ja, die Achtsamkeit ist ein Zauberwort für die Qualität in der Beziehung. Zu spüren, wie es dem anderen geht, was er braucht, welche Bedürfnisse er hat. Und dann darauf eingehen, ihm signalisieren "Ich bin da für dich". Oft ist das nicht so leicht umsetzbar im Alltag. Zu vieles strömt auf uns ein. Das Handy läutet, die Hausarbeit ist zu erledigen, ein Termin steht an etc. Alles nicht so leicht unter einen Hut zu bekommen.
Trotz allem verlieben wir uns jeden Tag neu in einander. Unser Zusammengehörigkeitsgefühl ist riesengroß und wir wollen unsere Zukunft gemeinsam bestreiten.